Vergaser BING 85 Zerlegen und Reinigen
Vorwort
In diesem Artikel wird die Zerlegung des BING-Schieber-Vergasers Typ 85 beschrieben. Konkret geht es um den BING 85/10/114, der
z.B. in einer Hercules M5 verbaut wurde. Diese Arbeiten können besonders bei Startschwierigkeiten, problemhafter Gasannahme und Undichtigkeiten helfen.
Der Typ 85 wurde natürlich in verschiedenen Versionen gebaut, die sich jedoch hauptsächlich nur in den verbauten Düsen und den geänderten Kanälen
unterscheiden. Diese Anleitung kann jedoch trotzdem als grundsätzliche Vorgehensweise genutzt werden.
Zum Ende wird dann die für die einwandfreie Funktion des Vergaser wichtige Reinigung beschrieben.
Zerlegen
Auch vor der Reinigung sollte der Vergaser natürlich komplett zerlegt werden, um alles kleinlich reinigen zu können. Dazu muss der Vergaser zunächst vom ASS und Luftfilter getrennt werden. Zwischen den Verbindungen sollten zudem Dichtringe zu finden sein, die je nach Zustand gewechselt werden müssen. Diese Arbeiten sollten kein Problem sein und sind je nach Modell unterschiedlich, wodurch ich hier von einer genau Beschreibung absehe.
Wie auf dem ersten Bild schon zu erkennen ist, wurde der Gaszug schon demontiert, aber auch dies sollte kein Problem für das Verständnis dieser Anleitung darstellen.
Schritt 1: Leerlaufregulierschraube
Die Leerlaufregulierschraube kann samt Druckfeder ganz einfach herausgeschraubt werden.
Schritt 2: Abnehmen der Deckelplatte
Zunächst müssen die beiden Schlitzschrauben auf der Deckelplatte möglichst gleichmäßig gelöst werden.
Die Deckelplatte sollte dann vorsichtig aus dem Vergaser gezogen werden. Manchmal klemmt es hier, dann sollte natürlich sehr vorsichtig gearbeitet werden. Wenn der Gaszug noch nicht demontiert war, kann dieser durch das Zusammendrücken der großen Gasschieberfeder aus dem Gassschieber geführt werden. Wenn der Gassschieber schon stark verschlissen ist oder erheblich klemmt, ist ein Austausch ratsam. Hierzu ist in den technischen Daten des jeweiligen Fahrzeuges die genaue Nr. zum Schieber festgelegt.
Schritt 3: Zerlegen der Deckelplatte und (zusammenhangs-)Komponenten
In der Draufsicht auf den Gasschieber kann nun die Scheibe abgenommen werden. Die ober Scheibe dient hier nur zum Schutz.
Nun kann das Halteplättchen mit der Düsennadel herausgenommen werden.
Die Düsennadel kann ganz einfach von dem Halteplättchen herausgezogen werden. Beim Zusammenbau ist es wichtig, das Halteplättchen wieder in die richtige Nadelposition (in technischen Daten oft mit "NP" bezeichnet) zu setzen. Die Nummerierung beginnt hierbei oben und fängt mit 1 an. Sollte die Düsennadel (in technischen Daten oft mit "DN" bezeichnet - auf Originalität prüfen!) beschädigt oder verschlissen sein, ist Ersatz ratsam. Aufpassen: Es gibt 33 mm und 36 mm lange Düsennadeln.
Auch der Rohrbogen sollte für eine Reinigung zerlegt werden. Dieser muss nur herausgeschraubt werden, wodurch sich das obige Bild ergibt.
Schritt 4: Schwimmerkammer abschrauben
Zunächst müssen die beiden Schlitzschrauben entfernt werden.
Schritt 5: Kraftstoff-Filter und Schwimmer entfernen
Der Kraftstoff-Filter muss nur abgenommen werden und sollte bei Beschädigungen natürlich ausgetauscht werden.
Der Stift für die Halterung des Schwimmers sollte mit einem dünnen und passenden Schraubendreher herausgedrückt werden. Manchmal muss hier sehr vorsichtig, jedoch auch mit etwas Druck gearbeitet werden, wenn es in diesem Bereich durch das Alter Verformungen gab.
Nun kann der Schwimmer vom Vergaser herausgenommen werden, wobei auch die Schwimmernadel vom Schwimmer getrennt werden sollte.
Schritt 6: Düsen zerlegen
Um die Hauptdüse (in technischen Daten oft mit "HD" bezeichnet - auf Originalität prüfen!) von der Nadeldüse zu drehen, kann z.B. ein nicht zu scharfes Taschenmesser genutzt werden. Keinesfalls sollte hier mit einem zu kleinen Schraubendreher gearbeitet werden, da es dann meist nur Beschädigungen gibt. Ist die Hauptdüse schon zu stark beschädigt oder sehr alt/abgenutzt, muss hier ein Austausch erfolgen. Grundsätzlich sollten hier nur originale BING Düsen als Ersatz gekauft werden.
Die Nadeldüse (in technischen Daten oft mit "ND" bezeichnet - auf Originalität prüfen!) kann z.B. durch einen Ringschlüssen ganz einfach herausgedereht werden.
Bei einigen Vergasern muss darauf geachtet werden, ob sich in der Nadeldüse ein kleines Röhrchen befindet. Dieses kann
leicht zur späteren Reinigung herausgenommen werden, jedoch sollte es keinesfalls abhanden kommen, da dadurch die Funktion
des Motors erheblich gestört werden kann.
Hinweis: Es gibt auch Vergaserversionen (vor allem bei stärkeren Motoren) die keine Nadeldüse verbaut haben, sondern bei denen ein Mischrohr in den Vergaser gepresst ist und die Hauptdüse
dann direkt in das Vergasergehäuse geschraubt wird. Für diese Anleitung ist dieser Aspekt aber zu vernachlässigen.
Der Vergaser wurde damit soweit wie möglich mit einfachem Werkzeug zerlegt.
Reinigung
Zunächst sollten grobe Verschmutzungen durch Wasser und z.B. einer alten Zahnbürste gereinigt werden. Ist dies geschehen
geht es die eigentliche Reinigung. Hierbei gibt es im Prinzip 3 weit verbreitete Methoden: Bremsenreiniger / Ultraschallreinigung / Glasperlenstrahlen.
- Bremsenreiniger: Diese Methode ist natürlich sehr einfach und ist schnell erledigt. Je stärker die Verschmutzung ist, desto
ineffektiver ist diese Methode. Auch die einzelnen Kanäle werden nicht sehr gründlich gereinigt. Trotzdem fährt das Mofa / Moped
nach einer solchen Reinigung aber meist wieder problemlos.
- Ultraschallreiniger: Diese Reinigung ist von der Hardware abhängig. Ein günstiges Ultraschallbad vom Discounter reinigt zwar auch in
den Kanälen und zudem gründlicher als die Methode mit dem Bremsenreiniger, jedoch ist das Ergebnis nicht ganz optimal. Oder aber die
zu reinigen Teile müssen mehrere Stunden im Bad behandelt werden, um einen guten Effekt zu erhalten.
Bei stärkeren und natürlich auch teureren Ultraschallreinigern werden diese "Probleme" jedoch behoben. Auch ein neutraler Reiniger
kann den Prozess beschleunigen.
- Glasperlenstrahlen: Diese Methode ist vermutlich die gründlichste. Einziges Problem ist jedoch die zu investierende Arbeitszeit und der
Besitz des passenden Gerätes. Die Arbeiten können natürlich auch vom Fachmann durchgeführt werden.
Eine Kombination dieser Methoden würde vermutlich zum perfekten Ergebnis führen, jedoch reicht die einfache Reinigung
meist für eine optimale Funktionalität schon aus. Eine gründliche Reinigung der Düsen (z.B. mit Zahnbürste oder Dieselbad) ist aber bei allen Methoden zwingend notwendig.
Abschließend ist noch zu sagen, dass der Tank rostfrei und sauber sein muss, damit der Vergaser nicht sofort wieder verdreckt. Zudem muss aus dem Benzinhahn in geöffneter Stellung der Sprit richtig fließen und nicht tröpfeln.
Einen sauberen Benzinfilter (eher Sieb- als Stofffilter) zu verbauen ist in dieser Hinsicht vorteilhaft.
Zusammenbau
Vor dem Zusammenbau sollte die Deckelplattendichtung und Schwimmerkammerdichtung gewechselt werden, wenn diese schon zu stark gealtert oder aber
beschädigt ist. Ansonsten sollten noch folgende Teile auf Beschädigung und Verschleiß geprüft werden: Schwimmer, Schwimmernadel, Düsen, Düsennadel und Gasschieber.
Der Zusammenbau geschieht praktisch in umgekehrter Reihenfolge. Einzig allein muss auf auf die richtige Nadelposition geachtet werden und die seitliche
Markierung des Schwimmers muss mit dem Gehäuse übereinstimmen. Die restlichen Einstellungen des Vergasers und der Züge sind dann zudem in der
jeweiligen Bedienungsanleitung zu finden
Des Weiteren sollte bei geöffnetem Benzinhahn aus dem Benzinschlauch der Sprit richtig fließen und nicht tröpfeln. Auch der Luftfilter darf nicht verstopft sein.
Nach dem Zusammenbau sollte der Vergaser wieder tadellos funktionieren...
>> Kommentieren...
Interessante Links
Datenblatt BING 85
Einstellblätter BING 85
Artikel am 16.10.2009 erstellt.