E10 im Moped? - Eine Übersicht für Zweiradfahrer.
Einleitung
Die Ursache für die E10 Einführung ist die Richtlinie 2009/30/EG des Europäischen
Parlaments, die vorschreibt, dass bis 2020 Kraftstoffe bis zu 10 % weniger Emissionen erzeugen.
Deutschland setzt diese Richtline um, indem der Kraftstoff "Super E10" unter Strafzahlungen an deutschen
Tankstellen angeboten wird.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem neuen E10-Kraftstoff in Anbetracht von Motorrädern/Rollern und älteren Mopeds und Mofas. Zudem
werden die Herstellerfreigaben einiger Fahrzeugmarken übersichtlich dargestellt, sodass ein vorläufiges Fazit zum Einsatz von E10 in Zweirädern gezogen werden kann.
Welche Wirkung hat der E10-Kraftstoff?
Die Informationen zur Wirkung von zehn Volumenprozent Bioethanol im Super sind leider nicht einheitlich. Zudem ist die Wirkung sehr stark von der Konstruktion des Motors und des Kraftstoffsystems abhängig. Relativ klar ist jedoch, dass sich Ethanol mit Wasser mischen lässt und zu Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf verbrennt. Diese Eigenschaften können beunruhigen, da bei einem Vebrennungsmotor Wasser nur in den Kühlkreislauf gehört und nicht an Metallteile, die korrodieren können.
Da die Hersteller die Wirkung von Super E10 am genausten ermitteln können, folgt eine Zusammenfassung einzelner Positionen der Zweiradhersteller zur E10 Verträglichkeit.
Zweifelhafte Freigaben der Fahrzeughersteller
Die unten stehenden Tabellen enthalten die Standpunkte der Hersteller zum Einsatz von Super E10 in ihren Fahrzeugen:
BMW Motorräder (Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft)
Quelle: Technik FAQs.
Stand: -/-; Abrufdatum: 22.03.2011
Pro E10 |
"[...]Für BMW Motorradfahrer ergibt sich durch die Einführung des E10 Kraftstoffes keine Veränderung. In allen BMW Motorrad Modellen sämtlicher Baujahre ist der Einsatz unbedenklich.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Bei klassischen Motorrädern mit Vergasern haben wir die Erfahrung gemacht, dass bei längeren Standzeiten, zum Beispiel über den Winter, die Schwimmerkammern, Schwimmer und Schwimmernadeln korrodieren können. Dies liegt an den hygroskopischen Eigenschaften der Alkoholanteile im Kraftstoff, die bei längeren Standzeiten Wasser binden. In verringertem Maße gilt dies auch für die aktuell erhältlichen Kraftstoffe mit fünfprozentigem Ethanolanteil (E5). Alter, mit Wassereinlagerungen verunreinigter Kraftstoff in den Schwimmerkammern kann zudem dazu führen, dass das Motorrad nach einer längeren Standzeit schlecht oder gar nicht startet. Wir empfehlen daher gerade bei der Einlagerung von Oldtimermotorrädern den Treibstoff aus den Vergasern zu entfernen.[...]" |
HONDA Motorräder (Honda Deutschland GmbH)
Quelle: Fährt mein Honda Automobil/Motorrad mit E10-Kraftstoff?
Stand: 09.02.2011; Abrufdatum: 17.03.2011
Pro E10 |
"[...]Alle Motorräder die die Schadstoffnorm EURO-2 erfüllen, sowie ältere Fahrzeuge, die nach 1990 gebaut wurden, können größtenteils mit einem Kraftstoff betankt werden der eine maximale Beimischung von 10% Bioethanol (E10) enthält.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Für ältere Fahrzeuge gilt, dass diese bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls für die Verwendung von E10 Kraftstoff geeignet sind. Da es jedoch einige wenige Ausnahmen gibt, bitten wir im Fahrerhandbuch/Kapitel Kraftstoff nachzuschauen.[...]" |
Kawasaki Motorräder (Kawasaki Motors Europe N.V. Niederlassung Deutschland)
Quelle: Kraftstoffe.
Stand: -/-; Abrufdatum: 22.03.2011
Pro E10 |
"[...]Kawasaki hat bereits einen Großteil seiner aktuellen Fahrzeugpalette überprüft. Eine Liste mit Fahrzeugen, bei denen -entgegen der Hinweise in der Betriebsanleitung- die Verwendung von E10-Kraftstoff unbedenklich ist, können Sie sich hier herunterladen[...]" (siehe Link in der Quelle) |
Contra E10 |
"[...]Beachten Sie bitte, dass Kraftstoff, dem Bioethanol beigemischt ist,
lackierte Flächen angreifen und beschädigen kann.[...]" "[...]Dies gilt für regulären Kraftstoff und umso mehr für Bio-Kraftstoff.[...]" "[...]Nach derzeitigem Kenntnisstand soll sich auch der Kraftstoffverbrauch bei gleicher Fahrweise erhöhen.[...]" "[...]E10-Kraftstoff kann die Performance eines Motors beeinträchtigen. Das bezieht sich nicht nur auf die Spitzenleistung, sondern auch auf Leistungsentfaltung sowie Laufkultur und kann folgende Probleme mit sich bringen: instabiles Standgas, schlechteres Ansprechverhalten, Motorklingeln etc.[...]" |
PEUGEOT SCOOTERS (PEUGEOT MOTOCYCLES Deutschland GmbH)
Quelle: E10-Verträglichkeit der Peugeot Scooter Flotte.
Stand: PMD 09.02.2011; Abrufdatum: 17.03.2011
Pro E10 |
"[...]Sobald endgültige Ergebnisse vorliegen, teilen wir genauere Informationen zur E10-Verträglichkeit unserer Modelle mit.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Viele Fahrzeuge vertragen E10 (Ottokraftstoff mit bis zu 10% Bioethanol-Anteil)
unter Umständen nicht, da Ethanol Gummi- und Kunststoffbauteile im Kraftstoffsystem,
aber auch bestimmte Metalllegierungen angreifen kann. Da zurzeit noch nicht alle Tests bezüglich der E10-Verträglichkeit unserer Modelle abgeschlossen sind, empfiehlt Peugeot Motocycles Deutschland bis auf Weiteres die Verwendung von konventionellem Ottokraftstoff (E5, mit einem Bioethanolanteil von maximal 5%) für ALLE Peugeot-Scooter.[...]" |
REX Moto (SI-Zweirad-Service-GmbH)
Quelle: Welchen Kraftstoff benötigt mein Motorroller/Quad?
Stand: -/-; Abrufdatum: 17.03.2011
Pro E10 |
- |
Contra E10 |
"[...]Zur Zeit werden Tests in Hinblick auf die Langzeitverträglichkeit von SUPER-E10-Kraftstoff durchgeführt. Bis dahin raten wir dringend vom Gebrauch der Kraftstoffsorte SUPER-E10 ab.[...]" |
Sachs-Bikes (SFM GmbH vormals Nürnberger Hercules-Werke)
Quelle: Informationen zur Benzinsorte E10.
Stand: Januar 2011; Abrufdatum: 14.03.2011
Pro E10 |
"[...]Durch Beimischung von 1% 2-Takt-Mischöl (Qualität ASO FC oder API TC) kann ein gewisser Korrosionsschutz erreicht werden. Da moderne Mischöle nahezu rückstandslos verbrennen und katneutral sind, bestehen hier zur Verwendung keine Bedenken. Die negativen Auswirkungen auf Gummiteile und Dichtungen werden dadurch allerdings nicht vermieden. Eine weitere Möglichkeit wäre, zum E10 ein Zusatz-Additiv beizumengen, welches sowohl korrosionsmindernde als auch wasserbindende Eigenschaften besitzt. Die lösenden Eigenschaften des E10 Kraftstoffes können hier aber ebenfalls nicht gänzlich aufgehoben werden.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Ethanol ist zum einen hydrophil, bindet also Wasser und dadurch kann es bei längerem Gebrauch und vor allem während der Standzeiten (bei 2 Radfahrzeugen oft während des ganzen Winters) zu chemischen Reaktionen (Korrosion) in Motor, an den Ansaugtrakt- Aluteilen (wie Vergaser etc.), Kraftstoffsystem und im Blechtank kommen. Zum anderen ist Ethanol lipophil, also fettlösend. Daher können Dichtungen aufgelöst werden und Gummiteile quellen. Zudem würden aufgrund der geringeren Energiedichte von Ethanol der Kraftstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen steigen.[...]" |
SUZUKI Motorräder (SUZUKI INTERNATIONAL EUROPE GmbH)
Quelle: E10-Verträglichkeit (+ dort verlinkte PDF).
Stand: 10.02.2011; Abrufdatum: 22.03.2011
Pro E10 |
"[...]Ab Modelljahr 2002 sind alle Motorräder und ATVs auch für Superbenzin mit einem Ethanolanteil von 10% (E10) freigegeben. Außerdem viele Modelle ab 1992.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Fahrzeuge bis einschließlich Modelljahr 1991 sind dagegen nicht für E10 freigegeben.[...]" "[...]Allerdings dürfen die Fahrzeuge nicht mit mehr als 5% Ethanol im Kraftstoff für längere Zeit (mehr als 1 Monat) abgestellt werden.[...]" |
YAMAHA Motorräder (Yamaha Motor Deutschland GmbH)
Quelle: E10 Verträglichkeit für Yamaha Motorräder, Roller und ATV´s.
Stand: 02.02.2011; Abrufdatum: 17.03.2011
Pro E10 |
"[...]Alle Yamaha Motorräder, Motorroller und ATV´s ab Baujahr 1990 sind laut Hersteller
für den Kraftstoff Super E10 (maximaler Bioethanolanteil 10%) freigegeben.[...]" "[...]Der Yamalube© Fuel Stabilizer & Conditioner schützt Vergaser und Einspritzanlagen vor Verharzung und erhält das Oktanniveau während längerer Stilllegung.[...]" |
Contra E10 |
"[...]Bitte bedenken Sie, dass die Alterungsbeständigkeit durch den Ethanolzusatz stark verringert wird. Bei Vergasermodellen, die länger als 4 Wochen unbenutzt bleiben, sollte das Kraftstoffsystem entleert werden.[...]" |
Wenn man sich diese sogenannten Freigaben anschaut, fällt auf, dass die Hersteller meist keine echten
Freigeben geben (können). Zwar wird geschrieben, dass E10 in einigen Modellen problemlos verfahren werden darf, jedoch wird fast
im gleichen Atemzug auf Einschränkungen bezüglich der Motorlaufeigenschaften und bezüglich der erhöhten Korrosion eingegangen.
BMW geht sogar noch weiter und stellt klar heraus, dass die negativen Wirkungen natürlich auch für den einfachen E5 Kraftstoff gelten.
Abschließend folgt noch eine herstellerübergreifende Zusammenstellung der negativen Wirkungen von Ethanol im Benzin (aus obigen Tabellen zusammengefasst):
- Startprobleme bis zum Totalausfall
- höherer Kraftstoffverbrauch
- messbarer Leistungsverlust
- Motorklingeln
- instabiles Standgas
- Schwimmerkammern, Schwimmer, Schwimmernadeln korrodieren
- Korrosion im Motor bei Aluteilen (besonders bei längeren Standzeiten)
- Korrosion im Blechtank
- lackierte Oberflächen und Metalllegierungen werden stärker angegriffen
- Gummiteile, Dichtungen und Kunststoffe werden angegriffen und können funktionslos werden
- Steigerung der CO2-Emissionen
Einige dieser Punkte gelten sogar für Fahrzeuge, die eine E10-"Freigabe" bekommen haben. Insgesamt sollte man eher nicht juristisch auf eine Freigabe vertrauen, da zum Einen der Beweis über Defekte und Problem beim Besitzer liegt und zum Anderen echte Langzeitwirkungen von Ethanol im Kraftstoff eher schwer identifzierbar sind und bei vielen Herstellern noch gar nicht erfolgt sind.
Die von Sachs-Bikes ins Spiel gebrachte Beimischung von 2-Takt Öl zum Super E10 Benzin (beim 4-Takt-Motor!), um die korrosiven Eigeschaften zu mindern, erzielt vermutlich einen geringen Effekt, doch man sollte beachten, dass sogar aktuelle Vollsynthetische 2-Takt Öle je nach Flammpunkt und Verdampfungsstabilität nicht vollständig rückstandslos verbrennen.
Diesbezüglich kann es auch für 2-Takt Motoren, die mit 2-Takt Öl gefahren werden müssen, Probleme mit einem höheren Ethanolanteil geben. Zwar wird die Schmierfähigkeit des Öles in Bezug auf Ethanol grundsätzlich nicht vermindert, jedoch mischen sich viele 2-Takt Öle nicht vollständig in hohen Ethanol-Anteilen oder entmischen sich schon nach kurzer Zeit. Dies kann man auch im Versuch zu Hause mit E85 + 2-Takt Öl feststellen. Bei E85 kann dieses Problem der schlechteren Mischbarkeit unter gewissen Umständen zum Totalschaden des Motors führen. Allerdings sollten alle aktuellen Öle keine erkennbaren Nachteile mit einem geringen Anteil von Ethanol im E10-Sprit haben, auch wenn der Effekt der schlechten Mischbarkeit bleiben dürfte.
Für Oldtimer gibt es in Hinblick auf die Freigaben noch ein weiteres Problem. Denn woher soll man z.B. Freigaben für eine alte Hercules Prima, Puch Maxi N oder für eine Kreidler Flory bekommen? Teilweise sind die Hersteller nicht mehr vorhanden oder eine Überprüfung der Verträglichkeit von Super E10 lohnt sich erst gar nicht. Wer trotzdem ohne Freigabe in einem solchen Oldtimer E10 verfährt, sollte sich im klaren sein, dass man dadurch ein Glücksspiel betreibt, bei dem man nicht viel gewinnen kann.
Zudem kann man darauf schließen, dass die Negativwirkungen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Hirngespinste der Hersteller sind, da sowohl der Kaufanreiz durch eine vollständige E10 Freigabe steigen würde, als auch die Anrechnung von CO2 senkendem Sprit auf die CO2 Bilanz der Flotte anrechenbar sein kann. Die Herausstellung von negativen Wirkungen des E10 bzw. E5 Sprits bringt somit keine Vorteile für den jeweiligen Hersteller, weshalb man die veröffentlichten Erläuterungen sehr ernst nehmen sollte.
Fazit und Ausblick
Eine logische Konsequenz aus den E10-Erläuterungen der Hersteller wäre, dass man keinen E10 Sprit in aktuelle Zweiräder und besonders
in alten Oldtimern verwendet. Denn für alt und neu bringt der E10 Sprit fast bei jedem Hersteller negative Eigenschaften mit sich. Teilweise
können die Wirkungen durch Korrosion so hoch sein, dass das Fahrzeug erheblich geschädigt wird. Ganz klar ist jedoch derzeit ein Vorteil des Super E10 - der
günstigere Preis. Ob man aber nun für monetäre Gründe sein Moped gefährdet, bleibt jedem selbst überlassen. Denn die Kosten für Langzeitschäden, die nicht von
heute auf morgen kommen, sollten beim Tanken von Super E10 einberechnet werden, auch wenn dies fast nicht möglich ist. Aber der anfängliche Kostenvorteil
von Super E10 könnte sich wiederum durch den Mehrverbrauch relativieren. So verbraucht beispielsweise ein aktueller VW Golf mit Super E10 im Vergleich zu Superbenzin stets 5% mehr Kraftstoff (Nachweis: AutoBild). Bei einem
Preis von 1,50 Euro pro Liter Super E10 gibt es bei 5% Mehrverbrauch bereits 7,5 Cent Mehrkosten!
Da einige Hersteller bereits beim Super E5 Korrosion nachweisen können, ist die Bevorzugung von sogannten Premiumkrafstoffen wie ARAL Ultimate 102 und Co. bei
denen kein Ethanol zugesetzt wird, unter Umständen eine Lösung für das allgemeine Ethanol-Problem (diesbezüglich gibt es bald einen weiteren Artikel).
Im E10-Disaster geben somit zumindest die Zweirad-Hersteller keine grundsätzliche und handfeste Freigabe für den E10-Sprit. Wenn dann noch die vielfältigen Nebenwirkungen des Ethanol-Sprits betrachtet werden, dann ist es die einzige und logische Konsequenz, E10 im Tank zu vermeiden und alternativ dazu Super E5 bzw. Super Plus zu verfahren.
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Artikel am 23.03.2011 um 18:00 erstellt.