REELY STREETRACER PRO RTR Verbrenner - ein Zweitakter für knappe 100€
Vorwort
Bei diesem RC-Car ist zunächst vor allem der Preis sehr interessant. Für knappe 100€ bietet Conrad Electronic SE derzeit den
REELY STREETRACER RTR im Online-Shop an. Zuvor gab es das Angebot für 129€ und davor für 179€ - die Preisspirale hat hier also ihre Spuren hinterlassen. Trotzdem wird das Auto weiterhin als "fahrfertig" beworben und sticht mit einem üppigen Lieferumfang in diesem Preissegment aus der Masse heraus.
Doch kann sich dieses vermutliche Schnäppchen auch im Alltag bewähren und ist die Qualität zufriedenstellend?
In diesem Artikel wird der REELY Verbrenner deshalb ausführlich getestet.
Lieferumfang und benötigtes Zubehör
Auch wenn das Modell als "ready to run" betitelt wird, kann nach dem Empfang des relativ großen Paketes noch längst nicht richtig gefahren werden. Dabei gehören zum Lieferumfang:
- Chassis (bereits vollständig montiert)
- 2,76 ccm Zweitakt-Glühzündermotor FORCE-Motor (1,25 kW - 1,7 PS) mit allen Anbauteilen
- Servos und Empfänger
- 3-Kanal-Fernsteuerungs-Set
- On-Road Karosserie
- Rotorstarter
- Kleinteile (zur Befestigung)
- Montage- und Bedienungsanleitung
Zu diesem Lieferumfang sei gesagt, dass die 1,7 PS nicht unbedingt stimmen, da es hierbei von REELY / Conrad unterschiedliche Angaben gibt. Auch steht in der Bedienungsanleitung, dass eine 2 Kanal Fernbedienung im Lieferumfangs sei, jedoch wird eine 3 Kanal Steuerung ausgeliefert, die dafür aber auch einen sehr guten Funktionsumfang hat.
Nach Begutachtung der oben genannten Teile, muss man sagen, dass die Verarbeitungsqualität absolut zufriedenstellend ist.
Gerade das P190 Chassis mit hochglanzpolierten Aluminiumteilen wirkt sehr hochwertig und stabil. An den dort verbauten Plastikteilen sind keine
Fehler oder Qualitätsmängel zu sehen. Unterstützend wirken hierbei die Öldruckstoßdämpfer aus Alu und die 14fache Kugellagerung. Einzig allein
das Plastik der Fernbedienung wirkt etwas "billig", wobei die Funktion dadurch natürlich nicht gestört wird.
Um nun aber wirklich fahren zu können, benötigen wir noch folgende Teile (in Klammern meine Empfehlung und ungefährer Preis):
- 12 Mignon AA Akkus/Batterien für Sender und Empfänger (möglichst hohe mAh Zahl - ca. 10€)
- Glühkerze (im Sommer R5 Medium - 6€)
- Kerzenschlüssel
- Kerzenstecker mit Glühakku
- Tankflasche
- Modelltreibstoff
- Powerpack Akku für den Rotorstarter (mAh bei heutigen Akkus eher unwichtig - ca. 15€)
- ggf. die Ladegeräte für die oben genannten Akkus und Nähmaschinenöl bzw. gut anhaftendes Fett
Aufgrund der noch durchzuführenden Einstell- und Kontrollarbeiten, sowie des fehlenden Zubehörs, kann die Bezeichung "ready to run" also
eher als Werbemaßnahme bezeichnet werden. Für den verlangten Preis von knapp 100€ ist aber zumindest der Lieferumfang ein echtes Schnäppchen.
Das nötige Zubehör kann man mit Ausnahme des Treibstoffes im Online-Shop von Conrad erhalten. Als Treibstoff habe ich das JAMARA MAGNUM T4 Gemisch
mit 10% Nitromethan ausgewählt. Laut Angaben von JAMARA beträgt der Ölanteil bei diesem T4 Sprit 18% (beim T2 sogar 20%), wodurch dieser Sprit beruhigt nach den Spezifikationen im Verbrenner gefahren werden kann.
Für mehr Geschwindigkeit könnte man aber auch mehr Nitromethan wählen, allerdings ist in diesem Falle die Bedienungsanleitung strengstens zu beachten, um später mit anderem Sprit nicht enttäuscht zu werden.
Dank des hohen Ölanteils kann das JAMARA MAGNUM T4 Gemisch auch als Einfahrsprit genutzt werden. Ich persönlich halte einen Spezial-Einfahrsprit als ein reines Marketingkonstrukt.
Technische Daten
Hier die ungeprüften technischen Daten:
Motor |
2,76 ccm Verbrennungsmotor mit ABC-Laufgarnitur, Zweikammer-Rsonanzschalldämpfer und Schiebevergaser |
Leistung: | 1,2 kW / 1,7 PS bei 28.000 U/min |
Drehzahlbereich: | 30.000 U/min |
Bohrung: | 16,6 mm |
Hub: | 13,6 mm |
Kraftstoff: | RC-Car Modelltreibstoff auf Methanol/Öl-Basis mit einem Mindestanteil von 5% - 25% Nitromethan und 16% synthetischem Öl |
Schmierung: | selbstschmierend |
Luftfilter: | Schaumstoff-Trockenfilter |
Kraftübertragung |
|
Allradantrieb: | über Kardanwellen zur Vorder- und Hinterachse gekapselte Differenziale in der Vorder- und Hinterachse; Hauptzahnrad aus Kunststoff; alle Antriebswellen kugelgelagert; Metall-Kegel- und Planetenräder |
Fliehkraftkupplung Übersetzungsverhältnis: | Hauptzahnrad (42Z) / Kupplungsglocke (15Z) |
Chassis: | Bodenträgerplatte; RC-Einbauplatte aus hochfester Aluminium-Legierung |
Fahrwerk |
|
Vorderradaufhängung: | Doppelquerlenkeraufhängung; Spannschraube im oberen Querlenker |
Achsschenkel vorne: | Leichtmetallgußteil |
Hinterradaufhängung: | Doppelquerlenkeraufhängung; Spannschraube im oberen Querlenker (Sturz vorne/hinten einstellbar) |
Bremsen: | Scheibenbremsen mit Aluminium-Bremsscheiben; spezielle Bremsbeläge |
Federung: | Federbeine mit Aluminium-Öldruckstoßdämpfern; Federvorspannung über Rändelmutter einstellbar; Anlenkpunkte einstellbar |
Maße und Gewicht |
(ohne Karosserie) |
Gesamtlänge: | 400 mm |
Radstand: | 260 mm |
Breite: | 205 mm |
Spurweite: | 180 mm |
Höhe: | 90 mm |
Gwicht mit Motor: | 1520 g |
Einstellarbeiten und das Einfahren
Mit den Einstellarbeiten sind die Tätigkeiten zusammengefasst, um das Modell für den ersten Start vorzubereiten.
Dazu zählen z.B. die Kontrolle der Vormontierung und Verbindungen, letzte Befestigungen montieren, Einstellung des Fahrwerkes,
Kontrolle der Vergasereinstellung und die Einstellung der Fernbedienung.
Im Prinzip sind diese Einstellungstätigkeiten sehr ausführlich in der Bedienungsanleitung beschrieben. Deswegen gehe ich nur auf Komplikationen bei diesen
Tätigkeiten ein.
- Einstellung der Servos durch die Fernbedienung: In der extra beiliegenden Bedienungsanleitung für die Fernbedienung werden die einzelnen Einstellschritte sehr genau und leicht verständlich beschrieben. Leider gab es bei meinem Modell jedoch das Problem, dass der Gasservo nicht eingestellt werden konnte. Der Gasservo zeigte das Fehlverhalten, in dem er bei vollem Ausschlag nach ein paar Momenten sich nicht mehr bedienen lässt und in Grundstellung zurückgeht. Also musste Ersatz her. Folglich habe ich Conrad eine Mail geschickt, ob man mir einen Ersatzservo schicken könnte. Leider bekam ich auch nach ein paar Tagen keine Rückantwort. Deshalb schickte ich eine 2. Mail und bekam am nächsten Tag eine persönliche Entschuldigung gerschrieben und Conrad würde mir ganz "unbürokratisch" einen Ersatzservo zukommen lassen, der sich am nächsten Tag im Postkasten befand. Nachdem ich den Servo ausgetauscht hatte, funktionierte die Einstellung des Servos absolut problemlos. Bei der Montage des Drehkreuzes auf dem Servo und den darin befestigten Stangen muss man etwas variieren, um die beste Position zu finden, bei der nichts haken kann bzw. die Vergaser / Bremse nicht zu stark beansprucht werden.
- Überprüfung der Vergasereinstellung: Auch wenn in der Bedienungsanleitung geschrieben wird, dass der Vergaser für den ersten Start voreingestellt ist, habe ich die Schraubendrehungen überprüft. Die Drosselanschlagschraube (Leerlauf-Einstellschraube) war dabei korrekt eingestellt (1-1,5 mm Vergaserdurchlass), die Hauptdüsennadel (Gemischregulierungsschraube) war 2,75 Umdrehungen geöffnet (zulässige / fette Einstellung). Problematisch ist jedoch die Einstellung der Leerlauf-Gemischregulierungsschraube. Voreingestellt ist die Schraube 2,75 Umdrehungen geöffnet, diese soll aber laut Bedienungsanleitung um 7,5 Umdrehungen herausgeschraubt werden. Mit 7,5 Umdrehungen ist die Schraube jeodch fast ganz herausgedreht und auch das Starten beim Einfahren war fast unmöglich. Deshalb habe ich auf 3 Umdrehungen für den ersten Start gesetzt.
Zum eigentlichen Einfahrvorgang ist in der Bedienungsanleitung alles ausführlich beschrieben. Für diesen Vorgang habe ich beide Gemischregulierungsschraube auf 3 Umdrehungen heraus gestellt, da die 7,5 Umdrehungen für das Leerlaufgemisch definitiv zu viel sind. Nachdem man die Zündkerze vorsichtig und mit relativ wenig Kraft hineingeschraubt hat, sollte man wiederholt prüfen, ob Metallspäne im Brennraum zu finden sind. Dies war nämlich bei mir der Fall. Wäre dies unbemerkt geblieben, hätte es schnell einen Motorschaden geben können. Zum Einfahren habe ich den Modelltreibstoff genommen, den ich auch zum normalen fahren benutzen werden. Meiner Erfahrung nach ist extra teurer Einfahrsprit nicht nötig. Sobald alles vorbereitet ist, kann der Einfahrvorgang streng nach Anleitung erfolgen.
Erfahrungen und Tests im normalen Fahrbetrieb
Nachdem der Einfahrvorgang sorgfältig abgeschlossen wurde, kann der Motor endlich zum Kreischen gebracht werden. Ich persönlich habe jedoch noch 2 zusätzliche Tankfüllungen bei max. 3/4 Gas verfahren, um ganz sicher zu sein, dass der Motor beim ersten Vollgasbetrieb keine Probleme bekommt.
Bei der ersten vollen Öffnung des Gasschiebers, kann man dann aber erfahren, welche atemberaubende Leistung in den wenigen ccm steckt.
Auch das Fahrverhalten kann voll und ganz überzeugen. Die in die Fernsteuerung integrierte ABS-Funktion ist dabei eher gewöhnungsbedürftig, da der Bremsweg leicht erhöht wird. Dafür ist wiederum das Kurvenverhalten mit aktivierter ABS-Funktion optimiert.
Anfangs hatte ich die Bedenken, dass die rutschig-wirkenden und dünnen Reifen den Straßengrip schwächen würden, jeoch ist der Grip absolut ausreichend, um
zielgesteuert fahren zu können.
Die Reichweite kann auch überzeugen. Bei vollen Akkus lässt sich ohne Probleme eine Distanz von 200 Metern überwinden (Sichtverbindung). Allerdings hatte ich beim
Fahrbetrieb bisher einmal das Problem, dass der Gasservo nicht aus der Netralstellung bewegt werden konnte. Nachdem ich den Servo minimal mit der Hand bewegt habe, funktionierte dieser wieder. Den
Sender/Empfänger konnte ich dabei als Fehlerquelle ausschließen, da ich kurzeitig den Kanal geändert habe, wodurch sich keine Besserung ergab.
Sollte dieses Verhalten bei Vollgas auftauchen, kann dies äußerst fatal sein. Ich hoffe, dass dies ein Einzelfall ist.
Nach dem ersten Fahrevent ging es dann an die Feinabstimmung des Vergasers. Mein Ziel war eine möglichst fette Einstellung, bei welcher der Motor gerade so noch drehfreudig ist.
Schließlich musste das Standgas minimal erhöht werden und die Leerlauf-Gemischregulierungsschraube 3 Umdrehungen heraus und die Gemischregulierungsschraube ca. 2,6 Umdrehungen herausgedreht werden.
Zum Schluss kommen wir noch zum Rotorstarter, der auch im Lieferumfang enthalten ist. Anfangs hatte ich eine gewisse Skepsis, dass der Rotorstart im Vergleich
zum Seilzug etwas anfälliger sei und man natürlich auch von mehr Komponenten abhängig ist bzw. mehr mitnehmen muss. Im Endeffekt konnte mich dann
aber doch die einfache Bedienung und das sehr gute Startverhalten überzeugen. Man kommt also nie wieder bei Start ins Schwitzen ;-). Einzig und allein die
Anbringung des Rotorstarters am Startsystem des Motors hätte besser konstruiert werden können, da der Rotorstarter stets durch die Hinterachse geführt werden muss und der Starter diese auch teilweise berührt.
Anzeichen von Beschädigungen sind aber in diesem Bereich bisher nicht ersichtlich.
Zusammenfassung
Der STREETRACER von REELY kann für den Hobbybereich voll und ganz überzeugen. Bis auf behebbare Kleinigkeiten, stört kein Apsekt das
eigentliche und sehr wichtige Fahrvergnügen.
Auch kleinere Kinder können mit dem STREETRACER PRO sehr viel Spaß haben. Dies unterstützend bietet die Fernbedienung die Funktion an,
dass die maximale Geschwindigkeit kindgerecht gedrosselt wird.
In Anbetracht des günstigen Preises, dem üppigen Lieferumfang und dem Fahrvergnügen kann ich dem Produkt meine vollste Kaufempfehlung geben.
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Artikel am 21.08.2010 um 16:00 erstellt.